PVC oder Linoleum – Es nicht zu wissen ist keine Sünde, es nicht zu wollen ein Frevel

Willkommen und Hallo geneigter Leser,

An dieser Stelle will ich Sie an einem Problem teilhaben lassen, dass mir für einige Zeit arges Kopfzerbrechen bereitet hat – welcher Boden liegt in meiner Mietwohnung? Nein, ich habe die Wohnungsübergabe weder verschlafen, noch den Mietvertrag mit Ignoranz gestraft. Vielmehr war ich unwissend, weil es mein Vermieter bereits vor mir war.

 

Me, Myself und Altbau

Der wunderbare Altbau und Objekt meiner Begierde hat Charme, eins hat er jedoch nicht: einen ebenen Boden und gerade Wände. Dies war auch Grund, warum ein elastischer Boden in Betracht gezogen wurde und, um die spannende Information vorweg zu nehmen, auch verlegt wurde. Bei der Wohnungsbegehung hörte ich den Hausmeister irgendwas von PVC murmeln, beim nächsten Anruf mit der Sachbearbeiterin der Wohngemeinschaft klang wiederum „Linoleum“ in meinen Ohren. Doch über welchen Bodenbelag schritt ich nun?

 

Grau, grau, grau sind alle meine…

Nach stundenlanger Recherche in den weiten des Netzes wusste ich eins mit absoluter Bestimmtheit: Mein Boden ist grau, PVC ist häufig grau (aber nicht nur) und Linoleum auch. Die Farbe war somit ein denkbar ungeeigneter Indikator zur Bodenbestimmung. Wo also ansetzen? Ich begab mich daher in die Baumärkte meiner näheren Umgebung und begann die Suche nach der eindeutigen Antwort, was ich dabei erfuhr, will ich an dieser Stelle mit Ihnen teilen, um die frohe Kunde der Unterscheidungsmöglichkeiten mit Ihnen zu teilen. Schnappen Sie sich einen Kaffee, lehnen Sie sich zurück – das Faktenbombardement beginnt.

 

Indiz Nr.1 – Die Oberfläche

PVC wird nach der erstmaligen Verlegung zumeist versiegelt. Die Versiegelung glänzt, wie eine eingeriebene Speckschwarte. Linoleum hingegen ist eher der matte Typ. Mein ungeschulter Blick wanderte daraufhin über meinen Bodenbelag und da war er – der Glanz. 1 – 0 für PVC.

 

Indiz Nr.2 – Die Haptik

Linoleum soll unter den Füssen nicht ganz so kalt wie Linoleum anfühlen. Grund dafür sollen die schlechten Wärmeleitenden Eigenschaften von Linoleum sein. Dieser Rat ist jedoch mit einer Portion Skepsis zu betrachten, nehmen wir doch meine Mietwohnung als Beispiel. Mein unter mir gastierender Nachbar ist annährend nie da, dementsprechend heißt er auch. Wie der Untergrund meines Bodens beschaffen ist? Tja, hier kann ich nur mutmaßen – Wärmedämmung, doppelter Estrich? Wer vom fachkundigen Vermieter mit Unkenntnis in allen Belangen beeindruckt wird, ruft selten ein zweites Mal an, wenn Sie mir folgen können. Alles in allem, zeichnet sich mein Boden durch kalte Füße aus und der aktuelle Zwischenstand lautet hiernach 2 – 0 für PVC.

 

Indiz Nr. 3 – Trägermatte in Sicht?

Weiterhin wurde mir der Rat gegeben, doch an Ecke oder Türschwelle den Belag zärtlich zu lösen und somit erkenntlich zu machen, ob schichtartiges Trägermaterial zum Vorschein kommt, was wiederum ein Indikator für Linoleum sei. Weiterhin sollte ich beim Ansetzen mit einem Teppichmesser feststellen können, dass potentielles PVC weicher und dünner sei. Halten Sie mich für verrückt, aber nehme ich einen Cutter in die Hand um fummele auf einem Boden herum, der strenggenommen nicht mal mir gehört? Eben. Weiterhin 2- 0 für PVC.

Andere Indizien sollen der Geruch und eventuelle Schleifspuren sein. Welch feiner Tipp, sofern man weiß, wie Leinöl riecht – ich weiß es nicht. Blieben nur noch die Schleifspuren und davon hat mein Boden mittlerweile einige aufzubieten. Grund hierfür ist die an dieser Stelle beschädigte Dekorschicht. Ein Linoleumboden wiederum besitzt eine durchgehend homogene Dekorschicht. Selbst Abreibungen von einem halben Zentimeter wären von Linoleum hinnehmbar. Damit schien die Schlacht entschieden und ich hatte meinen eindeutigen Sieger: 3 – 0 für PVC.

 

PVC – keine Panik

Bevor Sie jetzt die Hände über dem Kopf zusammenwerfen und laut den Bildschirm anbrüllen, ob ich den über die gesundheitsschädlichen Risiken eines PVC-Bodens Bescheid wüsste, seien Sie beruhigt – ich weiß es. Allerdings konnte ich nach ausgiebiger Recherche auch feststellen, dass die bedingungslose Befolgung der Panikmacher auch immer von zwei Seiten betrachtet werden sollte. Ja, PVC enthält Weichmacher. Ja, diese Weichmacher können zu Unfruchtbarkeit führen und sogar die Bildung von Krebszellen im menschlichen Organismus begünstigen. Allerdings müssen Sie sich für eine erfolgreiche Tumorbildung mit Hintergrund Bodenbelag schon mit allen Mitteln dagegen erwehren den Staub auf Ihrem Boden abzusaugen, den Boden täglich verkratzen, damit die Weichmacher auch in die Luft gelangen, nicht lüften – sonst könnten Sie noch durch Frischluft vertrieben werden und am besten noch über den Bodenbelag lecken, denn die meisten medizinischen Untersuchungen sehen den Kontakt von Weichmachern und Schleimhäuten (Mund, Nase) als besonders kritisch an. Damit will ich zum Abschluss die Risiken nicht schönreden, die in dem Boden stecken, den ich begehe, aber ich will auch aufzeigen, dass in Bereich der potentiellen Nachteile von PVC eine unrationale Panikmache betrieben wird.

 

Die freudige Kunde teilte ich alsbald meinem Vermieter mit. Nun bewohne ich diese Wohnung seit bereits knapp fünf Jahren und was denken Sie, was ich beim letzten Telefongespräche vereinbart habe? Das leicht abgewohnte PVC verlässt die Gemütlichkeit meiner guten Stube und geht auf wilde Recylingreise, um Platz für Laminat zu schaffen. Aber das ist eine andere Geschichte…